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Wenn man die Grenze von Costa Rica nach Panama auf der Karibikseite überquert, hat man ein bisschen das Gefühl weit, weit weg von Allem zu sein. Und trotzdem gab’s erstmal ein paar Hindernisse die wir überstehen mussten. Die nette Dame im panamesischen Immigrationsbüro, mitten im Nirgendwo, wollte uns ohne Ausreiseticket nicht einreisen lassen. Auch unser Flug von Brasilien nach Deutschland, der nur noch knapp einen Monat entfernt lag, interessierte sie nicht die Bohne. Erst unsere gefälschte Bestätigung für unseren Segeltrip von Panama nach Kolumbien, die wir im Internetcafe schnell bastelten, genügte ihr um uns einreisen zu lassen.  Ohne diesen Aufwand hätten wir uns vor Ort ein Rückreise-Busticket nach Costa Rica kaufen müssen, was wir natürlich nie benutzt hätten. Das weiß auch die gute Dame im Büro, aber Regularien sind nun mal Regularien, auch im oh so schönen Panama!

Mit dem Taxi ging’s dann weiter nach Almirante, von wo uns ein Wassertaxi ins Archipelago de de Bocas del Toro brachte. Genauer genommen brachte es uns in die Stadt Boca del Toro auf der Isla Colon. Dort quartierten wir uns im Hostel Heike ein und mussten erstmal feststellen, dass Panama kein Stück günstiger ist als Costa Rica. Den restlichen Nachmittag verbrachten wir damit den Ort zu erkundschaften und uns zu überlegen, wie wir unsere weiteren Tage hier verbringen wollten. Uns war schnell klar, dass es nicht gerade die idyllischste Weise ist, seine Zeit in diesem Archipelago zu verbringen, wenn man im Ort Bocas del Toro bleibt.
Durch Zufall gerieten wir an einen Peruaner, der mit seiner kolumbianischen Frau und seinen zwei Töchtern ein etwas pompöses Anwesen auf der viel kleineren und idyllischeren Isla Carenero besaß und unbedingt darauf bestand, dass wir es uns anschauten. Wir hatten nichts zu verlieren und ließen uns mit dem Wassertaxi auf seine Kosten rüberschippern. Seine Frau empfing uns mit den zwei Kindern am Steg und führte uns durch die eigentlich für uns viel zu teuren Räume. Obwohl das Hotel noch nicht fertig  gebaut war und ab dem zweiten Stock einer Bauruine gleichte, gefielen uns die Zimmer und das restliche Ambiente so sehr, dass wir nach kurzer Überlegung alle Pläne über Bord warfen und es uns für die zwei folgenden Nächte im Los Balcones gemütlich machten.
Nachdem wir die erste Nacht im Hostel Heike hinter uns gebracht hatten, machten wir uns also am nächsten Morgen mit unseren Sachen auf die Isla Carenero auf. Wir verbrachten den halben Tag damit einmal um die Insel zu schlendern, die Füße durch die feinen Sandstrände zu ziehen und uns ein leckeres Mittagessen über dem Wasser zu gönnen. Den restlichen Tag hingen wir faul in Liegestühlen am Steg unserer Unterkunft herum und ließen es uns so richtig gut gehen.
Am dritten Tag fuhren wir mit dem Wassertaxi zum Red Frog Beach auf der Isla Bastimento. Hier haben wir zwar keine roten Frösche gesehen, die da angeblich im Hinterland zu tausenden vorhanden sein sollen, waren aber mit dem Anblick des Strandes auch schon genug zufrieden gestellt und haben die roten Frösche an diesem Tag rote Frösche bleiben lassen.
Auch an diesem Nachmittag  verbrachten wir unsere Zeit damit auf unserem privaten Steg in der Sonne zu aalen. Am Abend wurden an der Bar Cocktails geschlürft und Live Musik gelauscht…
Unseren letzten Tag im Archipelago Bocas del Toro verbrachten wir damit zum Starfish-Beach zu fahren, welcher sich am nördlichen Ende der Isla Colon befindet. Dort reiht sich eine palmenbehangene Bucht an die nächste und im Wasser kann man die faszinierenden Seesterne zu Hauf bewundern.
Am Abend des gleichen Tages fuhren wir mit dem Wassertaxi zurück nach Almirante ans Festland und stiegen in den Direktbus nach Panama City.
Leider mussten wir uns für diese Nachtreise entscheiden um nach Panama City zu kommen, da uns so langsam die Zeit ausging und wir noch einen langen Weg bis nach Rio de Janeiro in Brasilien vor uns hatten.

Wir kamen also in den frühen Morgenstunden am Albrook Busterminal in der Hauptstadt Panamas an und ließen uns zusammen mit  einem Israeli in einem Taxi zum Lunas Castle fahren. Das Lunas Castle ist ein sehr auf Backpacker orientiertes Hostel mit großen Dorms, kaum Doppelzimmern, free Internet und free Pancake-Frühstück.
Unseren ersten Tag in Panama City verbrachten wir mit einem sehr ausgiebigen Spaziergang vom alten Stadtkern Casco Viejo, entlang der Promenade, bis ins Financial/Central Business District, in dem ein Hochhaus neben dem anderen steht und es wahrscheinlich wie in jeder anderen westlichen Metropole auf diesem Planeten aussieht.
Mittendrin befinden sich zahlreiche Shoppingmalls, in denen man alles bekommt was das Herz begehrt.

Für viele Europäer ist Panama ein Mythos aus dem Buch von Janosch und einige davon sind fest davon überzeugt, dass es Panama nicht wirklich gibt. Hiermit müssen wir diese Leute jetzt mal aufklären: Panama ist das südlichste Land Zentralamerikas und ist wirtschaftlich das wahrscheinlich reichste Land dieses Kontinentes. Begünstigt wird diese Tatsache natürlich dadurch, dass durch Panama der Panamakanal führt, die einzige schiffbare Passage zwischen dem Atlantik und dem Pazifik.
Diese Passage nutzen viele Container-Schiffe und Tanker um Waren von einem Ende ans andere Ende der Welt zu liefern. Das größte Containerschiff, was jemals den Kanal passierte, hatte schlappe 5000 Container geladen und musste für die Überfahrt läppische 320.000 Dollar zahlen. Wie man sieht ein Geschäftszweig bei dem so einiges in die Kassen fließt. Und der Kanal wird zurzeit noch ausgebaut, damit mehr und noch größere Schiffe diese einmalige Passage  zwischen Pazifik und Atlantik überqueren können.
Unseren zweiten Tag verbrachten wir dann auch damit uns dieses Spektakel live anzuschauen. Der Kanal ist ein künstlich erschaffenes Gebilde und besteht aus Schleusen, die die Schiffe vom Meeresspiegel auf das Wasserlevel des Gatun-Sees befördern. Nachdem die Schiffe diesen dann überquert haben, geht’s durch die Schleusen auf der jeweils anderen Seite wieder hinunter auf Meereslevel. Ein ganz schön aufwendiges Prozedere, welches für die gesamte Überfahrt von Atlantik zum Pazifik oder umgekehrt 8 Stunden dauert. Dabei werden knapp 80km zurückgelegt und ca. 50 Höhenmeter überwunden.
Unseren letzen Tag in Panama City verbrachten wir damit durch den alten, historischen Stadtteil Casco Viejo zuschlendern und uns auf unseren 5tägigen Segeltrip vorzubereiten, der uns von Panama nach Kolumbien bringen sollte.

Mit  dem Taxi ging’s also zunächst von Lunas Castle zum Busterminal von Panama City. Dort stiegen wir in den Bus nach Colon an der Atlantikküste. In Colon sollte man aus diversen Gründen keine Zeit verbringen und deswegen stiegen wir im Busterminal von Colon direkt in einen weiteren Bus, der uns nach Puerto Lindo brachte. Puerto Lindo liegt nordöstlich von Colon und war unser Ausgangspunkt unseres Segelabenteuers. Hier verbrachten wir unsere letzte Nacht auf panamesischem Festland im Hostel Wunderbar. Das Hostel Wunderbar wird von einem deutschen Ehepaar geführt, über die wir zuvor auch unser Segelboot organisiert hatten. Dort trafen wir am Abend das erste Mal unseren Kapitän und die restliche Crew. Peter stammt aus Australien und besitzt einen teilweise makaberen Humor. Die weiteren Gäste an Bord waren auch alles Backpacker im Alter zwischen 23 und 45 mit sehr unterschiedlichen Reiserouten. Die Crew bestand somit aus 4 Schweizern, 5 Deutschen, 2 Holländern, einem Engländer, einer Australierin und einem Kanadier. Zwar keine sehr durch gewürfelte Truppe, aber dafür eine sehr harmonische, wie sich am Ende herausstellen sollte.
Am nächsten Morgen stachen wir also in See und machten uns auf ins Archipelago de San Blas. Eine Inselwelt wie aus dem Bilderbuch. Kleine, sandige Inseln gesäumt mit tausenden von Kokospalmen: ein wahres Paradies!
Teilweise sind die Inseln von Leuten des KUNA Stammes bewohnt, die zwar Teil Panamas sind,  aber sehr autoritär und unabhängig von den Einheimischen geführt werden. Sehr auf eigene Traditionen bedacht und mit möglichst wenig Technologie leben diese Leute, so wie es scheint, ein relativ unbekümmertes Leben.

Unser Segeltrip dauerte fünf Tage, von denen wir drei Tage in diesem einsamen und einmaligen Inselparadies verbrachten und zwei Tage für die Überfahrt nach Kolumbien benötigten. Am fünften Tag, nach unzähligen Inseln, Buchten und sehr abwechslungsreichem Essen, trafen wir also in Südamerika ein und waren ein wenig traurig, dass wir nur noch knapp 10 Tage übrig hatten. Südamerika lag uns zu Füßen und am liebsten hätten wir jetzt ein neues Kapitel aufgeschlagen und den Südamerikanischen Kontinent erobert. Die Realität sah aber leider so aus, dass wir nun 10 Tage hatten, in denen wir nach Rio de Janeiro kommen mussten, da dort unser Flieger in die Heimat wartete.

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