V

Von San Ignacio fuhren wir morgens die letzten 10km mit dem Taxi zur Grenze. Nun hieß es Abschied nehmen von Belize und der englischen Sprache. Für Anke kein Problem und für Can schon eine größere Umstellung. 😉 Allerdings konnte unser Taxifahrer, der uns nach Tikal fuhr, nachdem wir die Grenze ohne Probleme passiert hatten, noch sehr gut Englisch, da er lange in Belize zur Schule gegangen war

Die Fahrt nach Tikal dauerte ungefähr eineinhalb Stunden, in denen wir uns prächtig mit unserem Fahrer unterhielten und einigermaßen über die momentane Lage im Land aufgeklärt wurden. Es sei zwar noch nicht alles prächtig, aber es hätte sich in den letzten Jahren viel getan und es sei wesentlich entspannter und sicherer geworden. 😉
Tikal liegt im dichten Dschungel und ist eine der größten Ausgrabungsstätten der Maja in Mittelamerika. Wir waren gespannt und quartierten uns mit unserem Zelt im „Jaguar Inn“ ein, einer von drei Unterkünften im „Nationalpark Tikal“. Zelten scheint in Guatemala nicht unüblich zu sein bzw. wird als eine Option von vielen Unterkünften mit angeboten. Wir blieben zwei Nächte uns spazierten ganze drei Mal in die Ausgrabungsstätte.
Insgesamt lohnt sich ein Besuch in Tikal, vor allem wenn man vorher noch nichts dergleichen gesehen hat. Wir waren nicht enttäuscht, aber mussten ehrlicherweise feststellen, dass Tikal bei weitem nicht mit den Ausgrabungen und Ausmaßen von Angkor Wat in Kambodscha mithalten kann. Viele Besucher sind von Tikal fasziniert. Unsere Feststellung war, dass Tikal zwar groß, aber sehr zerstreut im Dschungel liegt und es eben immer davon abhängt, was man schon gesehen hat. 😉

Mit dem Besuch in Tikal haben wir für uns mit dem Thema Maja abgeschlossen und konzentrieren uns ab jetzt nur noch auf das hier und jetzt. 😉 Deswegen ging’s für uns von Tikal weiter nach Flores bzw. Santa Elena. Flores liegt auf einer kleinen, nur mit einer Brücke verbundenen Insel im Lago de ???. Die Insel ist sehr klein und befand sich zur Zeit unseres Besuches im Ausnahmezustand. Leider war dieser Ausnahmezustand damit verbunden, dass die komplette Insel eine neue Kanalisation bekommt und eine komplette Baustelle war. Trotzdem konnte man die eigentliche Schönheit und Gemütlichkeit dieser Insel erkennen. Neben den widrigen Umständen auf der Insel kam noch hinzu, dass wir nun wirklich mal tropisches Wetter erlebten. Heiße, feuchte Luft, bei der einem der Schweiß im Schatten beim „Nichtstun“ herunterläuft. Keine Meeresbrise weit und breit. Aufgrund dieser zwei doch sehr beeinträchtigenden Zustände in Flores haben wir uns dann am nächsten Tag direkt nach „Semuc Champey“ aufgemacht.

„Semuc Chamey“ ist ein kleiner Geheimtipp unter den Reisenden und ist ein kleines Naturparadies. Es liegt weit ab vom nächsten größeren Ort und ist nur über eine 25km lange nicht befestigte Straße zu erreichen. 10km vor „Semuc Champey“ liegt „Lanquin“, ein kleines Tausendseelendorf. „Semuc Champey“ selber ist ein Naturreservat, das am „Rio Cahábon“ liegt und aus einer natürlichen 300m langen Sandsteinbrücke besteht. Was muss man sich darunter vorstellen? Eigentlich ist es keine richtige Brücke, sondern mehr ein Tunnel. Der Rio Cahábon fließt auf 300m Länge unterirdisch und hat auf der Oberfläche (der Brücke) natürliche Pools hinterlassen, die zum schwimmen und planschen einladen.
Drei Tage sind wir dort geblieben und haben es uns einfach nur gut gehen lassen. Weitere Beschäftigungen waren „Tubing“, Höhlenbesichtigungen, im Fluss schwimmen, von der knapp 10m hohen Brücke springen und faul in der Hängematte liegen. 😉
Unser Aufenthalt in „Semuc Champey“ wäre mit Sicherheit noch länger ausgefallen, wenn uns nicht das Bargeld ausgegangen wäre. Weder hier noch im 10km entfernten Lanquin gibt es einen Geldautomat und Kreditkarten werden auch nicht angenommen. So waren wir also gezwungen weiter zu reisen und unser Weg führte uns in das auf knapp 1500m Höhe gelegene Städtchen „Cobán“. Nett, eher ruhig, aber nicht viel zu tun und zu sehen, so dass es von dort nach 2 Nächten Richtung „Antigua“ ging.

Antigua ist eine eher untypische Stadt für Guatemala. Der Lonely Planet, unser Reiseführer, beschreibt Antigua wie folgt: „Antigua is Fantasyland – what the country would look like if the Scandinavians came in and took over for a couple of years. (…)” Man kann auf jeden Fall sagen, dass Antigua sehr nett und gemütlich ist. Die Häuser sind alle maximal zweistöckig und in den verschiedensten Farben gestrichen und bestehen hauptsächlich aus süßen, kleinen Cafes, Travel-Agencies und Shops. Alles läuft hier sehr geregelt ab und die Stadt begrüßt eine Menge Touristen, die extra für Spanischkurse nach Antigua kommen. Aber mit dem Rest des Landes hat diese Stadt wenig zu tun. 😉
Unseren letzten Tag in Antigua haben wir damit verbracht den aktiven „Volcano Pacaya“ zu besteigen. Diese Wanderung zeichnete sich dadurch aus, dass wir der Lavaquelle so nah wie nur möglich kamen. Es ist davon auszugehen, dass in jedem etwas weiter fortgeschrittenen Land, diese Tour unmöglich wäre und der Vulkan, für jegliche Personen, mehrere Kilometer um die Lavaquelle gesperrt wäre. Aber zum Glück gibt es ja noch diese bezaubernden, etwas zurück gebliebenen Gegenden auf unserem Planeten, die es uns ermöglichen Sachen zu machen, die weit weg von Sicherheit und Regeln liegen. 😉
Ein Tourbus brachte uns zum eine Stunde entfernten Ausgangspunkt unserer Wanderung. Mit Tourguide (immerhin! ;-)) ging’s dann rauf auf den Berg. Die aktuelle Lavaquelle liegt nicht auf dem Gipfel, so dass wir einen moderaten Aufstieg vor uns hatten. Als wir uns unserem Ziel näherten waren wir uns dann auch nicht mehr so sicher, was wir hier eigentlich taten. Es wurde immer wärmer und irgendwann liefen wir nur noch auf Gesteinsformationen, durch die man im Boden mehr als kochendheiße Lava sehen konnte. Unser Tourguide lief vorne sicher voraus und uns blieb nichts anderes übrig als stehen zu bleiben oder ihm blind zu vertrauen. 😉 Natürlich vertrauten wir ihm und kraxelten weiter bis wir zur eigentlichen Attraktion kamen: Eine Lavaquelle! Langsam und in einer Seelenruhe entspringt hier die Lava aus den untiefen des Vulkans und bahnt sich ihren Weg ins Tal. Auch wenn man sich unter einem aktiven Vulkan etwas anders vorstellt, war diese Erfahrung sehr beeindruckend und die Risiken auf jeden Fall wert! 😉

Am nächsten Morgen brachte uns ein „Mini-Shuttle-Bus“ auf direktem Wege an den „Lago de Atitlan“, genauer genommen in den Ort „Panajachel“. Panajachel ist ein kleiner, netter Ort, der durch seine Lage am See einige Touristen anzieht, aber eigentlich nicht viel zu bieten hat. Deswegen haben wir uns auch entschlossen am nächsten Morgen einen Tagesausflug nach „Chichicastenago“ zu machen. Es war ein Sonntag und sonntags ist in „Chichi“ Markttag. Es heißt, wenn man es nach Chichi schafft, dann sollte man an einem Markttag dort vorbeischauen, da dies das absolute Highlight des kleinen Bergdorfes, eine Stunde nördlich vom Lago den Atitlan, ist. Das ganze Zentrum der Stadt verwandelt sich dann in ein Labyrinth von kleinen, bunten Ständen und die Straßen sind voll von Menschen. Obwohl unsere Backpacks bis obenhin voll sind und eigentlich auch viel zu schwer, konnten wir es nicht lassen uns mit ein paar Erinnerungsstücken auszustatten.

Von Panajachel ging’s dann am nächsten Morgen über den See nach San Pedro, einem weiteren Ort direkt am Lago de Atitlan. San Pedro liegt etwas ab vom Schuss und ist deswegen dafür bekannt ein wenig ruhiger und langsamer zu sein als andere Orte in Guatemala. Außer der „Burrito-Factory“ und den NBA-Finals im Restaurant „La Playa“ gibt es auch nicht wirklich was zu erzählen über San Pedro. Einzig Erwähnenswertes ist noch, dass unsere Idee einen Segeltrip durchs karibische Meer zu machen, in San Pedro beschlossen und in die Tat umgesetzt wurde. Nach etlichen E-Mails und einer Banküberweisung in einer lokalen Bankfiliale stand für uns fest, dass wir bis Ende der Woche in Rio Dulce sein mussten, wo die „Las Sirenas“ jeden Freitag ablegt.
Nach zwei Nächten in San Pedro führte uns unser Weg direkt in die Hauptstadt, die wie so oft hier in der Gegend genauso heißt wie das Land selber. Guatemala City hat einen relativ schlechten Ruf und viele Reden von der Kriminalität und dem Schmutz und vermeiden so gar einen Aufenthalt in der Stadt. Wir mussten nach Guatemala City, da wir immer noch dieses Flugticket hatten, das unsere Ausreise aus Belize bestätigte und weil es weit und breit kein anderes Taca-Büro gab.
Nachdem uns ein weiteres Minibusshuttle in die Hauptstadt gebracht hatte und wir uns in der günstigsten Unterkunft der Stadt einquartiert hatten, machten wir uns auf den Weg ins Taca-Office. Da wir uns ganz im Norden der Stadt befanden und das Büro ganz im Süden der Stadt am Flughafen lag, entschlossen wir uns einen ca. 4km langen Spaziergang quer durch die Stadt zu machen und mit dem Bus wieder zurück zu fahren. Allerdings konnten wir von den ganzen Vorurteilen dieser Stadt kein einziges bestätigen und nachdem wir unser Ticket erfolgreich zurückgeben hatten, waren wir in so guter Laune, dass wir die gesamten 4km auch wieder zurück marschierten. Unser Eindruck: Kaum Dreck und nur nette Menschen!!!
Am nächsten Tag mussten wir dann weiter, auch wenn wir es noch länger ausgehalten hätten, aber schließlich wartete unser Boot in Rio Dulce. Diesmal brachten wir die 275km bis nach Rio Dulce am Lago de Izabal mit einem Reisebus hinter uns.

Nach einer weiteren Nacht war es dann so weit und wir bestiegen die „Las Sirenas“, einen 12m langen Katamaran. Um 14 Uhr wurde der Anker an Bord geholt und wir segelten über den „Rio Dulce“ in Richtung Karibisches Meer. Die erste Nacht verbrachten wir  noch auf dem Rio Dulce, bevor wir am nächsten Morgen nach „Livingston“ aufbrachen, einem kleinen Ort an der Mündung des Rio Dulce ins Meer. Nach einer einstündigen Stadtbesichtigung, wurden die Segel erneut gehisst und unser Ziel war das offene Meer. Am Abend erreichten wir eine Ansammlung von kleinen Inseln, wo wir die nächsten zwei Nächte ankerten. Unser Hauptbeschäftigungen waren Schnorcheln, auf Surfbrettern paddeln, Karten spielen, Essen, Lesen und in der Sonne aalen. Nach der zweiten Nacht segelten wir noch ein bisschen weiter und befanden uns bald in einem türkisblauen Korallenriff, wo wir weitere zwei Nächte verbrachten. Die Hauptbeschäftigungen waren die gleichen wie oben schon genannt, nur das Ergebnis war eindeutig besser. Nachdem wir nach den ersten Schnorchelausflügen noch ein wenig enttäuscht waren, konnten wir uns diesmal vor Ereignissen nicht retten: Delfine, Haie, Rochen, Riesenbarrakuda und tausende weitere Fische!!!
Das allergrößte Highlight auf diesem Trip war allerdings kein Lebewesen aus dem Meer, sondern unser Koch. Natürlich gab’s hauptsächlich frisch gefangenes aus dem Meer, was so viel bedeutete wie eine Woche „Seafood“. Doch die Art und Weise wie uns die Leckereien serviert wurden, machte die etwas einseitige Mahlzeit zu einem Genuss und wir konnten nicht genug kriegen. Wer kann schon behaupten in einer Woche 5x Hummer gegessen zu haben! 😉
Nach der fünften Nacht segelten wir wieder zurück nach Livingston bzw. Rio Dulce, wo wir noch eine Nacht an Bord verbrachten, bevor es für uns hieß Abschied zu nehmen.

Mittlerweile sind wir in Honduras eingereist und befinden uns im Ort Tela an der Karibikküste.

Es gibt keine Kommentare

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.