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Vientiane im Ausnahmezustand

Nachdem wir auf der anderen Seite des mächtigen Flusses angekommen waren, musste als erstes ein Visum organisiert werden. Da sich auch Laos mittlerweile über Touristen freut und gemerkt hat, dass man an diesen verdienen kann, ist das mit dem Visum an der Grenze auch nicht mehr so schwierig. Nachdem wir die „Application“-Formulare ausgefüllt und mit Passbildern und ein paar Scheinen wieder abgegeben hatten, dauerte es ungefähr 15 Minuten bis wir einreisen durften. 😉

Dann ging es erneut mit einem Túktúk in die Stadt. Diesmal hatten wir noch keine Unterkunft und somit ging es zunächst auf die Suche nach einer geeigneten Bleibe für die nächsten zwei Nächte. Was wir nicht wussten, war, dass Vientiane sich gerade auf ein großes Fest vorbereitete und die Stadt sich für die nächsten zwei Tage im absoluten Ausnahmezustand befinden würde.

Trotz der Aktivitäten auf den Straßen haben wir dann schließlich in unserem favorisierten Guesthouse, direkt am Mekong, eingecheckt und waren nach der anstrengenden Nacht im Thailand-Express froh über ein wenig Ruhe. Leider hielt die nicht lange an, denn kurz darauf dröhnte laute und nervige Musik in unser Zimmer. Draußen hatte das Fest begonnen und wir waren mittendrin! 😉
Allerdings waren wir so müde, dass wir dann trotz allem Trubel einschlummerten und unseren Schlaf der letzten Nacht nachholten.

Am Nachmittag und am darauf folgenden Tag hieß es dann, sich einen ersten Eindruck von Laos bzw. Vientiane, der Hauptstadt von Laos, zu machen. Auf geliehenen Fahrrädern für nicht mal 1€ pro Tag erkundeten wir die Stadt. 😉 Von dem großen Fest haben wir uns währenddessen fern gehalten, da wir ja mittendrin wohnten und dadurch jede Menge mitbekamen.

Vientiane hat uns allerdings nicht so sehr begeistert, so dass wir nach den eineinhalb Tagen schon wieder bereit waren, das restliche Land zu erobern. Am 16. Oktober haben wir uns also mit dem Bus nach Vang Vieng aufgemacht, einem Ort knapp 80 Kilometer nördlich von Vientiane. Normalerweise würde man jetzt denken, dass man für 80 Kilometer mit einem Reisebus vielleicht maximal eineinhalb Stunden brauchen würde, aber diese Rechnung funktioniert nicht in Laos. In Laos gibt es zwar auch, wie bei uns zu Hause, Straßen, aber diese sind in einem katastrophalen Zustand. Dazu kommt, dass es in Laos eine absolute Herausforderung ist Straßen überhaupt zu bauen. Das Land besteht eigentlich nur aus Bergen und es gibt nur ganz wenige flache Gegenden. Dieser Umstand macht Laos zu einem riesigen Naturspektakel mit sehr, sehr viel unberührter Natur und wirklich waghalsigen Serpentinenstraßen durch dieses unzugängliche Terrain. Somit haben wir für diese läppischen 80 Kilometer gerade mal 4 Stunden gebraucht und Anke hat es soeben geschafft sich nicht zu übergeben. 😉

Vang Vieng – Licht und Schatten

Vang Vieng ist ein kleiner und netter, aber nicht sehr typischer Ort für Laos. Vang Ving lebt vom Tourismus, genauer genommen von den Backpackern, die sich hier vermehrt in einen Alkohohlrausch versetzen lassen und dem Tubing-Sport nachgehen. Tubing bedeutet in diesem Fall sich in einem Reifen den Fluss hinunter treiben zu lassen.
Grund dafür ist die Lage an einem Fluss, der die perfekten Voraussetzungen für vielfältige Outdoor-Aktivitäten bietet. Wenn man sich nicht nur dem Alkohohl und Tubing (was auch alkoholisiert möglich ist) widmen möchte, dann hat man in Vang Vieng noch die Möglichkeit ganztägige Kajak-Touren zu machen. Wir hatten uns für diese Variante entschieden und direkt nach unserer Ankunft eine solche Tour für den nächsten Tag gebucht.
Leider hat Anke sich dann mal eben entschieden die Treppe in unserem Guesthouse hinunter zu stolpern und sich dabei eine Bänderdehnung im linken Fuß zuzuziehen. Man muss dazu sagen, dass die Treppe, die ihr zum Verhängnis wurde, wirklich strange und somit teilweise gefährlich war. 😉 Auf jeden Fall ist mit einer Bänderdehnung nicht zu spaßen und Anke war nun erstmal für unbestimmte Zeit (da wir den Grad der Verletzung noch nicht einschätzen konnten) außer Gefecht gesetzt. Das bedeutete, dass der arme Canny alleine auf die Kajak-Tour gehen musste. 😉

Die Kajak-Tour (ohne Anke jetzt zu nahe treten zu wollen) war schon ziemlich cool und wir (ein Australier, ein Ire, ein Koreaner, ein Engländer, ein Mädel aus Malaysia und der einsame Canny) hatten einen tollen Tag. 😉

Der Tag im Bett (ohne Canny jetzt zu nahe treten zu wollen) war auch supi: Stephen King und mein Sudokuheft haben mich fast darüber hinwegtrösten können, nicht die schöne Natur Laos’ hautnah erkunden zu dürfen!

Den nächsten Tag haben wir dann Notgedrungen auch noch in Vang Vieng verbracht um Ankes Fuß zu schonen und zu hoffen, dass eine schnelle Genesung eintritt. Es wurde zwar besser, aber ein gesunder Fuß sieht anders aus. Trotzdem haben wir uns dann entschieden am nächsten Morgen nach Luang Prabang aufzubrechen. Da Luang Prabang 150km nördlich von Vang Vieng liegt, könnt ihr euch ja jetzt schon denken, was uns erwartete. 😉 Wenn man für 80km 4Std. braucht, dann kann man sich selber ein bisschen zusammenrechnen, dass man für 150km bisschen weniger als 8Std. braucht und so war es dann auch. Viel Zeit für Anke ihren Fuß weiterhin zu schonen und sich darin zu üben, lange Busfahrten über Gebirgsstraßen zu ertragen. 😉

Luang Prabang – World Heritage Town

In Luang Prabang haben wir uns im Spicylaos Backpackers einquartiert, was sich als eine sehr gute Entscheidung herausgestellt hat. Neben einem hervorragenden Laundry-Service, free Breakfast, free Wifi-Access und vielem mehr gab es für uns hier auch eine kostenlose Einführung in die Geschichte von Laos und den Buddhismus.
Pong, der Besitzer von Spicylaos, hat uns netterweise eine jeweils eineinhalbstündige Unterrichtsstunde über die beiden Themen gegeben und uns anschließend zu Backpackern mit Hintergrundwissen erklärt! 😉

Ansonsten ist Luang Prabang eine kleine, nette Stadt am Mekong, die sehr unter dem Zeichen des UNESCO World Heritage steht. Selbst das Spicylaos, indem wir drei Nächte verbracht haben, ist World Heritage und hat eine lange Vergangenheit.
Neben der geschichtlichen Bedeutung ist Luang Prabang auch mit spektakulären Naturereignissen, wie dem Kuangsi Wasserfall, ausgestattet. Natürlich haben wir uns das auch nicht entgehen lassen und haben an Cannys Geburtstag dort einen wunderschönen Tag in der Natur verbracht.
Zum Abendessen gab es „self-made Lao-BBQ“ in einem gemütlichen Gartenrestaurant, bei dem man seine eigene Feuerstelle mit Grill auf dem Tisch hat, worauf man verschiedene Fleischarten grillt, sowie Gemüse und Nudeln in der typischen asiatischen Art gart.

Da unser nächstes Ziel der Süden von Laos ist und das Fliegen hier im Land nicht die günstigste Variante ist, müssen wir uns Notgedrungen wieder in den Bus setzen. 😉 Die erste Etappe haben wir gestern schon hinter uns gebracht, indem wir in einem Rutsch von Luang Prabang nach Vientiane zurückgefahren sind. Diesmal mit einem privaten Minivan, der nur neuneinhalb Stunden für die gesamten 230km gebraucht hat. 😉 Heute Abend geht’s dann mit dem Nachtbus ganz in den Süden nach Pakse.

Pakse und Umgebung

Die zweite Etappe, um in den Süden nach Paksé zu kommen, haben wir mit dem Nachtbus absolviert. Eine völlig neue Erfahrung für uns, weil dieser Nachtbus, ein „sleeping-bus“, mit richtigen Betten ausgestattet war. Bis dahin wussten wir beide noch gar nicht, dass es so was überhaupt in Bussen gibt. Jetzt haben wir mittlerweile gemerkt, dass diese Busse hier in Asien ein sehr häufig vorkommendes Verkehrsmittel sind. 😉
Den Tag in Vientiane haben wir mit einem ausgiebigen Frühstück in der „Scandinavian Bakery“ und einer langen Internet-Session im Internet-Cafe überbrückt. Gegen 19 Uhr wurden wir von einen Túktúk (diesmal Motorbike-Túktúk) abgeholt und zur südlichen Busstation gebracht, von wo unser „sleeping-bus“ nach Paksé los fuhr.
Die Straßen in den Süden sind wesentlich flacher und besser als die im Norden und somit war die knapp 10-stündige Fahrt relativ angenehm und schnell geschafft. In Paksé haben wir uns dann, wie immer als erstes, eine Unterkunft für die nächste Nacht gesucht und uns informiert, was es hier zu erobern gibt. Paksé selber ist keine schöne Stadt, aber die Umgebung hat einige Highlights zu bieten. Deswegen haben wir uns für diesen Tag ein „Motorbike“ gemietet (Can hat noch schnell Gangschaltung fahren gelernt 😉 ) und los ging’s. Auf unserem Weg in die Natur haben wir uns drei beeindruckende Wasserfälle angeschaut und waren einmal mehr von der Natur Laos begeistert.

4000 Islands – Don Det und Mr Phao’s Guesthouse

Von Paksé haben wir uns dann am nächsten Tag nochmals knapp 130km weiter in den Süden bringen lassen. Unser Ziel war die Region die sich übersetzt „4000 Islands“ nennt. „4000 Islands“, weil sich hier der Mekong in ein Netz von unendlich vielen Flussläufen aufgeteilt und dadurch unzählige Inseln hervorgebracht hat.
Ein wunderschönes Naturspektakel, wo man es sich ein paar Tage einfach nur gut gehen lassen kann. Es gibt drei Inseln, die touristisch erschlossen sind und wir hatten uns für „Don Det“ entschieden. Vom Festland wird man mit kleinen Holzbooten auf die Insel gebracht. Die Fahrt dauert ungefähr 15 Minuten und wo man auf der Insel ankommt ist absoluter Zufall. Die Boote gehören den Guesthouse-Besitzern und natürlich bringt jeder seine Fährgäste erstmal zum eigenen Guesthouse. Dort kann man sich dann immer noch entscheiden, ob man bleiben will oder sich doch ein anderes Guesthouse auf der Insel anschauen möchte. Wir sind bei Mr. Phao gelandet und sind auch direkt bei ihm geblieben und dies hat sich später auch als sehr gute Entscheidung heraus gestellt. 😉
Die Guesthouses bestehen aus einzelnen Holz-Bungalows und sind sehr spartanisch ausgestattet. Außer einem großen Bett, einem Moskitonetz und zwei Hängematten auf der Terrasse gibt es dort nichts. Strom wird auch nur abends zwischen 6 und 10 Uhr über einen Stromgenerator erzeugt. Wer also nach 10 Uhr ins Bett geht, muss sich mit Kerzen oder Taschenlampe in der Dunkelheit zurechtfinden. Trotz dieser Umstände oder besser gesagt genau wegen dieser Umstände lässt es sich auf diesen Inseln aber bestens aushalten. Einfach mal ein paar Tage nichts tun, lecker essen, die Natur genießen und zwischendurch spazieren oder mit dem Fahrrad auf Erkundungstour gehen. 😉

Savannakhet und die Einreise nach Vietnam

Nach drei Tagen absoluter Entspannung haben wir uns dann entschieden wieder aufzubrechen und unseren Weg nach Vietnam einzuschlagen. Zunächst ging es mit dem Bus zurück nach Paksé und von dort direkt weiter nach Savannakhet, knapp 180km nördlich von Paksé. Dort haben wir eine Nacht und den darauf folgenden Tag verbracht, da wir von hier mit dem Nachtbus (diesmal sitzend) nach Hué in Vietnam fahren wollten.
Savannakhet ist nett, aber hat nicht viel Sehenswertes zu bieten und somit haben wir uns für eine einstündige, original laotische Ganzkörper-Body-Massage entschieden und uns von oben bis unten durchkneten und durchbiegen lassen. 😉

Am Abend ging’s dann wieder mal zur Busstation, von wo unser Bus nach Vietnam abfuhr. Diese Fahrt wurde zu der bisher abenteuerlichsten Fahrt auf unserer bisherigen Reise. Am Busbahnhof waren wir die einzigen westlichen Menschen und auch später im Bus stellte sich heraus, dass wir die ganze Nacht die einzigen nicht Asiaten bleiben sollten. Einzige Ausnahme war ein 65-jähriger Holländer, der uns an der Busstation ansprach, während wir noch warteten. Er trug einen Bart bis auf die Brust und erzählte uns, dass er psychisch krank sei und gerade 3 Monate Ausgang erhalten hatte und diese mit Reisen in Südostasien verbrachte. Nachdem wir den ersten Schock überwunden hatten, entwickelte sich aber eine nette Unterhaltung und er verschwand auf einmal genau so schnell wie er aufgetaucht war.
Um halb zehn fuhr dann unser Bus vor. Ein sehr alter, ranziger Bus, der im hinteren Teil keine Sitzreihen hatte, um dort noch weiteres Gepäck oder sonstige Fracht unterzubringen. Unser Bus war schon vor Abfahrt tonnenweise mit Holzkohle beladen. Der Busfahrer, seine Crew und alle anderen Fahrgäste waren allesamt Vietnamesen. Es herrschte eine seltsame Stimmung und Englisch konnte ab diesem Zeitpunkt, außer uns beiden, keiner mehr. Dazu kam, dass der Busfahrer vor der Windschutzscheibe einen kleinen Buddha-Altar aufgebaut hatte und der gesamte Bus nach Räucherstäbchen roch, die ununterbrochen vor sich hin glühten.
Um kurz vor zehn waren alle Fahrgäste und das Gepäck an Bord und wir setzen uns langsam in Bewegung. Zunächst waren knapp 200km von Savannakhet bis an die Grenze zurückzulegen. Die Nacht war dunkel, die Straßen schlecht und kurvig und keine Menschenseele weit und breit in Sicht. Die meiste Zeit versuchten wir auf diesem Abschnitt zu schlafen, was uns aber in den unbequemen Sitzen zwischen dem etwas anderen Schlag an Menschen schwer fiel.
Um drei Uhr mitten in der Nacht, nachdem der Bus das erste Mal von irgendwelchen Uniformierten durchsucht wurde, kamen wir an der Grenze an. Da diese Ihre Tore erst um 7 Uhr morgens öffnet, hieß es jetzt noch weitere 4 Stunden zu überbrücken, bevor das Prozedere weiterging. Nachdem man uns für 30000 Kip den Ausreisestempel organisiert hatte (hätten wir es selber gemacht, wären es nur 5000 Kip gewesen, aber später ist man immer schlauer), musste noch die Einreise in Vietnam hinter uns gebracht werden, bevor es dann endlich gegen 8.30 Uhr weiter nach Hué ging.

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